Freitag, 11. August 2006
Wer nicht fragt zur rechten Zeit ...
Günter Grass hat eingestanden, bei der Waffen-SS gewesen zu sein.
Im Winter 1944 wurde er mit 16 Jahren einberufen und der Waffen-SS zugeteilt.
In der Zeit seines Einsatzes bis zu seiner Verwundung im April 1945 habe er keinen Schuß abgegeben. Diese Zeilen im Stern erinnern mich an Vaters Erzählungen aus dieser Zeit.

Mein Vater wurde als einziger Sohn der Familie 1944 mit 17 Jahren eingezogen und nach Laibach, dem heutigen Ljubljana, zur Ausbildung geschickt.
Anschließender Einsatz bei der Waffen-SS im Partisanenkampf in Jugoslawien. Verwundet und in Gefangenschaft geraten.
1948 floh er aus dem Lager zu Metz an der Mosel bei Hochwasser und schlug sich nach der Heimat durch.

Immer erzählte er Geschichten von der Flucht, vom Lager und es klang meist nach einer Art Gaudi. Als Kind glaubte ich ihm den Spaß, aber später hätte ich lieber was kritisches gehört. Vor allem, was er in den Kampfhandlungen erlebt hat, welche Ängste er hatte, welcher Horror ihn bis ins Alter verfolgt hat.
Darüber sprach er nie.
Und ich wollte ihn fragen, ob er jemanden erschossen hat.

Er ist am 14. August 2003 quasi aprupt verstorben und die Frage bleibt wohl im Raum stehen.

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Samstag, 5. August 2006
Ein Fruchtfliegenleben
Als Fruchtfliege hast Du's nicht leicht. Nein, wirklich nicht.
Es gibt nur Saures und das nicht mal mit Besteck.
Wie alle anderen Lebewesen weiß ich auch nicht, wie lang ich zu leben habe, vor allem, wenn ich mich dauernd vor diesen Riesenklatschen da in Acht nehmen muß. Die Cousine dritten Grades Eintagsfliege ist die Ausnahme, die ist tot, wenn's dunkel wird. Ein geordnetes Leben, wie ich finde. Die hat's gut, kann sich zeitlich orientieren, aber wir anderen können uns in Ungewissheit baden. Aber solange wir aufmerksam genug bleiben, kann uns nichts passieren.
Vorhin fiel eine Schwester ins Weinglas, abgesoffen. Pech.
Ein Bruder wurde eben geklatscht. Passiert dauernd.
Wir gehen auch garnicht mehr auf Beerdigungen, wozu auch? Jedesmal, wenn ein Kumpel unter die Klatsche kommt, ist nichts mehr davon übrig. Was willste da beerdigen?
Der Mensch, bei dem ich leb, hat auch nix besseres zu tun, als nach uns zu klatschen. Meistens kommen wir davon, aber manchmal erwischt's einen von uns. Aber ich sag immer wieder: nicht über das Glas fliegen - die Dämpfe! Aber wer hört schon auf mich? Bin halt nur 'ne gemeine Fruchtfliege. Ach.
Klatsch.

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Freitag, 28. Juli 2006
Insekten lieben Musik
Und zwar Klassik. Davon bin ich jetzt überzeugt.
Hab klassikradio.de laufen am PC und siehe da: es finden sich ein Nachtfalter, komische grüne Fliegen, paar Motten oder was das ist, und noch so Viecher, die ich nicht nennen kann auf den Lautsprechern ein, um da zu sitzen und zu lauschen.

Hat die Wissenschaft sich je mit Insekten und Musik befaßt? Vielleicht hab ich grad was Unglaubliches entdeckt und keine Sau nimmt davon Notiz; irgendwann werden sie's schon noch rausfinden, das von den klassikliebenden Motten und Faltern, was ich als olle Oma dann schon immer irgendwelchen Nachbarskindern, Zivis oder Sozialjahrmädchen erzählt haben werde. Pffft.

Ja, ihr Fliechzeuch, denn lauscht mal schön.

Ob's den Lautsprechern schadet, wenn ich mit Insektenspray draufhalte? Ich mein', wo die grad so schön beisammen ... müßt' ich nicht so viel von dem Gift versprühen.

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