Freitag, 15. September 2006
Ein Gedicht und paar Gedanken

Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Ein schönes Gedicht von Mörike, der da wohl des Morgens im September unter einem Baume auf einer Banke saß und die Welt bestaunte. Eine Szene, wie sie C.D. Friedrich gemalt haben könnte.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie schwer ich mich damals in der Grundschule mit dem Auswendiglernen dieser paar Zeilen tat, besonders die letzte Zeile hatte mir die Note verhaun, da beim Aufsagen ein "im warmen Golde" kam. Schwierig, das Deutsch, in der Tat. Noch ein paar Rechtschreibreformen und kein Mensch versteht mehr die alten Gedichte.

Im Übrigen war mir das Lesebuch das liebste Buch in der Schulzeit, wegen des neuen Lesebuchs freute ich mich richtig auf den Schulanfang nach den Sommerferien, immer hoffend, daß es diesmal so richtig dick sein würde. Wir hatten daheim sonst keine Bücher zu der Zeit, nur Vaters Homöopathenwälzer, Tageszeitung und Uraltbücher von Vorkriegszeiten. (Die hab ich übrigens auch gelesen, so lernte ich wenigstens Sütterlin und gotische Schrift lesen)
Leider war das neue Lesebuch bald durchgelesen und das Jahr noch lang.

Wahrscheinlich liegt darin der Grund, daß Bücher bei mir immer dick sein müssen, wenn ich welche kaufe, damit ich lang was zu lesen hab. Obendrein kauf ich auch gleich mehrere, um nicht tatsächlich eines Tages Lese-Not zu leiden.
Schrecklicher Gedanke ...

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